Berlin klingt. Berlin tanzt. Berlin fühlt. Doch was, wenn man Musik nicht hören kann? Wir widmen uns einem Thema, das weit über Gehör und Klang hinausgeht.
Berlin – ein pulsierendes Zentrum für Kunst, Kultur und Kreativität. Seit dem Fall der Mauer hat sich die deutsche Hauptstadt zu einer der lebendigsten Kulturmetropolen Europas entwickelt. Hier treffen Vergangenheit und Zukunft aufeinander. Von improvisierten Bühnen in Berlin-Mitte bis zu renommierten Veranstaltungen rund um den Alexanderplatz – Berlin lebt, atmet und klingt.
Das Illuseum Berlin ist ein Museum für die Sinne. Mit unseren Illusionen und optischen Täuschungen tricksen wir den Seh- und Gleichgewichtssinn unserer Besucher aus: schiefe Räume, kraftvolle Farben, unterschiedlichste Muster und digitale Technologien machen Kunst auf eine neue Art und Weise erlebbar. Und einige unserer Illusionen sind untermalt mit Musik oder Ton, wie unsere Hypnotica Illusionen oder unsere Augmented Reality Ausstellung „Alice im Wunderland“.
Doch was passiert, wenn man diesen Klang nicht hören kann? Wie wirken diese Illusionen auf unsere gehörlosen Besucher? Welche Bedeutung hat Musik und wie fühlt sich Musik an, wenn der Hörsinn fehlt?
Diese Fragen beschäftigen uns tatsächlich sehr. Und genau aus diesem Grund widmen wir uns der faszinierenden Welt der Musik für Gehörlose und freuen uns riesig auf unser nächstes Event, bei dem wir kreative Wege des musikalischen Erlebens – ohne Gehör – gemeinsam mit dem Projekt sub_bar bei uns im Illuseum Berlin umsetzen werden.
Beyond listening: Gemeinsam mit sub_bar präsentieren wir euch Musik als universelle Sprache, die man fühlen kann!
Musik ist mehr als nur eine Abfolge von Tönen. Sie ist Emotion, Ausdruck, Geschichte. In nahezu allen Kulturen der Welt ist Musik ein zentraler Bestandteil von Ritualen, Traditionen und gesellschaftlichem Leben. Sie bewegt Körper und Seele, verbindet Menschen über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg und beeinflusst unsere Stimmung, unsere Gesundheit – unser gesamtes Sein.
Für viele taube und schwerhörige Menschen ist Musik keineswegs unzugänglich. Im Gegenteil: Musik kann spürbar, sichtbar und erfahrbar gemacht werden.
Und genau das setzen wir gemeinsam mit dem Projekt sub_bar der Plattform eufonia.io bei uns im Illuseum Berlin um.
Sub_bar ist eine Gemeinschaft von Künstlern und Forschern, die sich der Musik in Form von Schwingung anstatt von Klang widmet. Mit ihrer Leidenschaft zu Klang, Kunst un Wissenschaft hat diese Community immersive Installationen entwickelt, die Dank eines Mix aus tieffrequenten Kompositionen eine ganz neue transformative Erfahrung von Musik ermöglicht und eine lebendige Verbindung zwischen hörenden und gehörlosen Menschen schafft.
Mit Subwoofern und Projektoren wird ein Raum im Illuseum Berlin in einen musikalischen Druckraum verwandelt – einen Raum, in dem sich die Schwingung der Musik auf Subfrequenzen konzentriert, die im ganzen Körper spürbar wird.
Vom Hörsinn zum Tastsinn: Die heilende Kraft von Musik und wie man sie fühlen kann.
Musik hat eine nachweislich positive Wirkung auf den Körper und die Psyche. Sie kann beruhigen, beleben, inspirieren. In der Musiktherapie wird Klang gezielt eingesetzt, um Heilungsprozesse zu fördern – bei psychischen Erkrankungen, bei Traumata, bei neurologischen Störungen. Doch wie wirkt Musik auf Menschen, die nicht hören können?
Auch hier zeigt sich: Musik muss nicht zwingend gehört werden, um zu wirken. Die Vibrationen von Klängen können den Körper stimulieren, Muskeln entspannen oder aktivieren und auch die Atmung beeinflussen. In vielen Therapieansätzen wird zunehmend mit Klangschalen, Bassmatten oder Körperschall gearbeitet. Besonders Kinder mit Hörbehinderung profitieren davon – sie erleben, wie Musik ihren Körper aktiviert, ihre Sinne weckt und ihre Emotionen bewegt.
Für gehörlose Menschen findet Musik über andere Sinne statt. Der wichtigste davon: der Tastsinn. Schall ist letztlich Vibration, und diese kann über die Haut, über den Körper und über den Boden wahrgenommen werden. Viele gehörlose Menschen berichten, dass sie Bass und Rhythmus besonders intensiv spüren – sei es über vibrierende Lautsprecher, Bodenplatten oder spezielle Technologien, die Vibration erzeugen.
„Wer nicht hören kann, darf fühlen“ – dieser Satz ist für viele Betroffene eine Einladung, neue Wege der Wahrnehmung zu gehen. Für uns in jedem Fall! Und in Berlin gibt es inzwischen zahlreiche Events und Formate, die Musik barrierefrei und körperlich erfahrbar machen.
Die vibrierende Stadt: Berlin als kulturelles Epizentrum für Kunst und Musik, auch für Gehörlose.
Die einst geteilte Stadt ist zum Symbol für Freiheit, Wandel und künstlerische Entfaltung geworden. Besonders in Stadtteilen wie Berlin-Mitte, Kreuzberg oder Friedrichshain entstanden Räume für alternative Kunstformen, experimentelle Musik und interdisziplinäre Performances.
Ein besonders spannendes Feld für Musik und Gehörlosigkeit ist der Tanz. Hier hat sich eine lebendige Szene entwickelt, die besonders im Bereich Hip-Hop und Urban Dance aktiv ist. Im Mittelpunkt steht der Rhythmus und der Körper wird zum Instrument.
Rund um den Alexanderplatz, bei uns um die Ecke, finden regelmäßig Events statt, wie zum Beispiel das Deutsche Gehörlosen-Theater, das mit Gebärdensprache, Licht, Tanz und Musik arbeitet. Hier wird Musik visualisiert: Durch rhythmische Gebärden, Tanz und visuelle Inszenierungen, die den Takt erfahrbar machen.
Auch Clubs wie das Sisyphos oder Berghain experimentieren immer wieder mit neuen Soundkonzepten, bei denen der Bass körperlich spürbar wird – was nicht nur für Gehörlose interessant ist, sondern für alle, die Musik als multisensorisches Erlebnis verstehen.
Zusätzlich gibt es Projekte wie „Feel the Music“, die gemeinsam mit gehörlosen Jugendlichen Musikworkshops gestalten, bei denen mit Schwingungen, Bewegung und Klangexperimenten gearbeitet wird. Die Teilnehmenden lernen, wie Musik sichtbar und fühlbar gemacht werden kann, ohne dass dafür das Gehör notwendig ist.
Berlin bietet eben immer noch ein inspirierendes Umfeld und ist ein Magnet für Künstler, Tänzer, Musiker und Artisten aus aller Welt. Auch Menschen mit Behinderung finden hier ihre Bühne, um sich auszudrücken und sichtbar zu werden. Die Stadt ist offen, roh, ungeschliffen und gerade deshalb perfekt für neue Perspektiven auf das Thema Musik.
Neue Technologien, neue Möglichkeiten, Herausforderungen und Barrieren.
Trotz vieler Fortschritte bleiben noch etliche Herausforderungen für gehörlose Menschen in der Musik- und Kulturszene. Viele Veranstaltungen sind akustisch und visuell überladen und ganz oft fehlt das Bewusstsein für alternative Wahrnehmungsformen. Es mangelt an Dolmetschern für Gebärdensprache, an barrierefreien Zugängen und so vielem mehr.
Dabei geht es nicht nur um technische Lösungen, sondern auch um Haltung: Inklusion beginnt nämlich damit, dass Kunst und Kultur nicht nur für alle zugänglich gemacht werden, sondern dass sie auch von allen mit gestaltet werden können – auf Augenhöhe.
Berlin geht voran, aber es bleibt noch viel zu tun. Ein Hoffnungsträger sind neue Technologien: Haptische Geräte, Wearables, vibrierende Handschuhe oder Kleidung mit Sound-Feedback eröffnen neue Wege, Musik zu erleben. Start-ups in Berlin entwickeln smarte Tools, die Vibrationen in Muster übersetzen, die spürbar und visuell nachvollziehbar sind.
Auch die digitale Kunstszene Berlins experimentiert mit immersiven Klangräumen, in denen Klang nicht gehört, sondern gespürt und gesehen werden kann – etwa durch Lichtinstallationen, interaktive Bodenplatten oder Virtual-Reality-Brillen, die Musik visuell interpretieren. Und auch wir im Illuseum Berlin finden immer neue Möglichkeiten, wie wir all unseren Besuchern ein umfassendes Erlebnis bieten können.
Die Entwicklungen zeigen jedenfalls: Musik ist nicht nur akustisch, sondern eine multisensorische Erfahrung, die weit über das Hören hinausgeht.
Fazit: Musik ist für alle da – auch bei uns im Illuseum Berlin und in Berlin sowieso
Musik gehört zu unserem kulturellen Erbe, zu unserer Identität, zu unserem Leben. Gehörlose Menschen haben das gleiche Recht, Musik zu erleben – nicht als bloße Zuschauer, sondern als aktive Gestalter. Berlin bietet hierfür ein inspirierendes Umfeld: kreativ, wild, offen und mutig.
Wer nicht hören kann, darf fühlen. Und wer Musik fühlt, ist mitten im Leben – unabhängig von der Fähigkeit zu hören.
Im Herzen einer Stadt, die nie stillsteht ist genau das möglich. Mit mehr Bewusstsein, mehr Barrierefreiheit, mehr Mut zur Vielfalt. Denn Musik ist mehr als Klang. Musik ist Bewegung. Musik vermittelt ein Gefühl von Freiheit.
Musik ist eben ein Erlebnis für alle Sinne und Berlin ist der perfekte Ort, sie neu zu entdecken. Vielleicht fängst du ja bei uns im Illuseum Berlin bei unserem Event damit an? Infos dazu findest du demnächst auf der Website.